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Agno’s vs. Manfrotto vs. Ambient vs. Spieth vs. Spiderbeam vs. DX-Wire – Panopoles im Vergleich

Eigentlich sollte dieser Artikel nur ein kurzer Abriss über den Spiderbeam und seiner Eignung als Panopole werden, da ich vor allem über meine neue Panoramakopf-Konstruktion schreiben wollte. Nun ist der Teil über die Masten aber so ausführlich geworden, dass ich auf den Umbau des Spiderbeams und meinen neuen Panokopf erst im nächsten Artikel eingehen werde. In diesem Artikel versuche ich daher eine möglichst ausführliche Marktübersicht über Panopoles zu geben.

Mein Ziel war es schon seit einiger Zeit, Panoramen aus großer Höhe zu machen. Es gibt bereits Lösungen, Panoramen von einem Oktokopter aus zu machen, was technisch sehr aufwändig, dafür aber auch sehr beeindruckend ist. Ein Mittelding zwischen Panoramen aus Augenhöhe und solchen aus mehreren hundert Metern Höhe stellen Panoramen von einem Mast (engl: Pole) dar. Demzufolge findet man diese Bilder im Netz oft unter dem Begriff „Polepano“, die Masten selbst werden dann schonmal „Panopoles“ bezeichnet.

Was muss ein solcher Mast können? Er muss die Kamera samt Panoramakopf in mindestens 5 m Höhe befördern, dabei am besten von einer Person gehalten/bedient werden können, leicht zu transportieren aber dennoch so stabil sein, dass er mit Kamera zusammen nicht wackelt wie ein Lämmerschwanz. Und am besten natürlich nicht ein Vermögen kosten. Praktisch wäre zudem, wenn er möglichst universell einsetzbar ist, also nicht nur 5 m über flachem Grund, sondern auch für so genannte „Cliffhanger“ bei denen die Kamera mehrere Meter horizontal über einem Abgrund geschoben wird, zum Beispiel aus dem Fenster eines Wolkenkratzers. Im folgenden möchte ich erst einmal alle Masten die mir bekannt sind mit ihren technischen Daten und den entscheidenen Vor- und Nachteilen aufzählen und im Anschluss eine Bewertung vornehmen, welcher Mast, aus welchem Grund, für welchen Zweck am besten geeignet ist.

Ich unterscheide dabei zwischen fertigen Systemen, die meistens am teuersten, aber dafür sofort einsatzbereit sind, Selbstbaulösungen, die sehr wenig kosten aber eine Menge Arbeitsaufwand fordern und Hybridlösungen, die einen Mittelweg versuchen, nah an die kommerziellen Systeme herankommen, etwas Bastelarbeit erfordern und meist beim Preis zwischen den ersten beiden Varianten liegen.

1. Fertige Systeme

Agno’s

Die italienische Firma Agno’s hat Glasfaser- und Aluminiummasten und dazu gleich passende Panoramaköpfe im Angebot. Von den Masten kommen zwei in Frage, zum einen ein 6 m langer Glasfaser-Teleskopmast:

  • Agno’s Equipment MrotatorHD
  • Länge: 6 m mit 6 Elementen
  • Transportlänge: 1,17 m
  • Gewicht: 0,54 kg
  • Preis: 139€
  • Website: http://www.agnos.com

Und, einer der „Panzer“ unter den Masten, ein Steckmast aus Aluminium:

  • Agno’s Equipment „BIGAGNOS“ Modular-MonoPole
  • Länge: 9 m mit 6 Elementen
  • Transportlänge: 1,50 m
  • Gewicht: 6,4 kg
  • Preis: 468€
  • Website: http://www.agnos.com

Beim MrotatorHD handelt es sich um einen sehr leichten Glasfaser-Teleskopmasten, der mit 1,17 m Transportlänge ganz gut zu transportieren ist. Das Gewicht von rund einem halben Kilogramm ist eine Ansage, wobei man hier fairerweise sagen muss, dass man beim Agnos auch nicht die höchste Stabilität erwarten sollte. Das Gewicht fordert seinen Tribut. Tristan „Shu“ Lebeschu ist laut eigener Aussage mal ein Agnos MrotatorHD gebrochen, als er ihn für sein Rafting-Panorama horizontal verwendet hat. Nach Aussagen einiger Fotografen in der Panorama Community ist der Agno’s auch weniger stabil als zum Beispiel der Spieth (s.u.). Für den Preis bekommt man dafür einen fertig einsatzbereiten Mast ohne Bastelei inklusive Tasche und sogar einer 5 m Kabelfernbedienung.

Beim anderen Agno’s Mast fallen gleich zwei Merkmale ins Auge: Das Gewicht und der Preis. Dieser Mast besteht aus Aluminium und ist dementsprechend schwer. Dafür verjüngen sich die 40mm dicken Rohre nicht und machen den Mast bis oben hin stabil. Der Clou ist, dass man sich die Teile nach belieben zusammenstellen kann. Es gibt Elemente in 0,5 m, 1 m und 1,5 m Länge, dazwischen kommen einzeln erhältliche Verbindungselemente, die mit Sicherungsstiften gesichert werden. Für den Fuß gibt es ein spezielles Element, genauso wie für den Kopf. Man kann sich also jede Länge zusammenbauen, theoretisch wären auch mehr als 9 m möglich. Es gibt aber auch fertige Sets, von dem ich für die Übersicht der Einfachheit halber eins gewählt habe.

Das System an sich ist durchaus durchdacht und sehr hochwertig, der Preis ist daher wohl nicht einmal hoch angesetzt. Und gebastelt werden muss auch nichts mehr. Der BIGAGNOS lässt sich allerdings nicht wie die meisten Masten praktisch auseinander schieben sondern muss zusammengesteckt werden. Entweder macht man das im aufgerichteten Zustand nach und nach, dafür braucht man dann aber sicher 2 Leute, oder man baut den Mast am Boden zusammen und hebt ihn an. Auch das wird man bei einem 9 m Mast mit Kamera vermutlich auch nicht alleine hinbekommen. Der Steckmast von Agno’s eignet sich also nicht für das schnelle Polepanorama oben auf dem Berggipfel, sondern nur für ganz spezielle Shootings, in denen die Festigkeit wirklich benötigt wird. Für die meisten Fotografen wird schlicht zu schwer und zu teuer sein.

Manfrotto

Das Stativ von Manfrotto ist in der Szene ebenfalls ein alter Bekannter. Dabei handelt es sich aber im Gegensatz zu allen anderen Varianten nicht um ein Einbein, sondern um ein selbstständig stehendes Dreibein, dessen Mittelsäule sehr weit ausgefahren werden kann. Das Manfrotto ist sehr massiv und mit 10 kg das schwerste Stativ in dieser Übersicht, es ist eben eher dafür gedacht ein Hasselblad-Monstrum in 5 m Höhe für eine längere Zeit ruhig zu halten als mal eben ein Polepano zu schießen und wieder zu gehen. Es gibt zwei Varianten, die günstigere 269HDBU und die teurere 269HDBU-3U. Die zweite Variante hat statt nur einem, drei verstellbare Beine und (anscheinend) das richtige Kameragewinde, die günstige Version verfügt wohl über ein Gewinde für Lampen das nicht kompatibel ist. Ob sich der Aufschlag von ungefähr 100% rechnet muss jeder selbst entscheiden. Wer hier günstiger wegkommen möchte, wird wohl für das Gewinde den passenden Adapter auftreiben können. Wie wichtig die drei verstellbaren Beine sind, kann ich leider nicht einschätzen.
Roberto Bigano zeigt in der Manfrotto School of Xcellence ein paar Aufbauten mit dem Manfrotto Stativ, die deutlich machen, wofür das Stativ gedacht ist. Für komplizierte Panoramashootings, die viel Vorbereitung benötigen, in schwierigen Lichtverhältnissen oder wenn eine exakte Ausrichtung notwendig ist, kann das Manfrotto die erste Wahl sein. Sein Preis geht für die Größe und für die Qualität von Manfrotto auf jeden Fall in Ordnung. Panorama-Altmeister Michel Thoby verwendet das Manfrotto übrigens als längstes Stativ neben einem umgebauten Mast von Spieth.

  • Manfrotto 269HDBU/269HDBU-3U
  • Länge: 7,3 m mit 6 Elementen
  • Transportlänge: 1,73 m
  • Gewicht: 10 kg
  • Preis: 300€/600€
  • Website: http://www.manfrotto.de

Bilder © Manfrotto Distribution GmbH mit freundlicher Genehmigung

Ambient Recording

Die Firma Ambient Recording stellt Carbon-Mikrofonangeln her, die sich aufgrund des vorhandenen Stativgewindes ohne Bastelarbeit direkt für die Nutzung als Panopole eignen. Der Preis ist sehr hoch, dafür bekommt man wohl das beste Verhältnis aus Gewicht und Stabilität, was gerade für Cliffhanger interessant ist. Ein Manko ist das große Transportmaß von über 1,50 m.

  • Ambient Quickpole QP 4140
  • Länge: 5,40 m (mit Verlängerung QP 120: 6,60 m)
  • Transportlänge: 1,54 m
  • Gewicht: 1,0 kg
  • Preis: ca. 650€
  • Website: http://www.ambient.de

Bilder © Ambient Recording mit freundlicher Genehmigung

Ambient hat noch eine ganze Reihe weiterer Tonangeln im Angebot, alle aufzuzählen würde aber den Rahmen sprengen. Es gibt noch eine kleine Version mit nur 1 m Transportmaß (QP 480), diese geht dafür aber nur bis zu einer Höhe von 3,5 m und erreicht daher nur knapp den interessanten Bereich. Außerdem noch Jumbo-Tonageln bis 10 m, die aber ein Transportmaß jenseits der 2 m haben und nur noch eingeschränkt praktisch nutzbar sind. Der Quickpole 4140 soll daher mal als gutes Mittelmaß zum Vergleich reichen.

Interessant ist, dass der Ambient-Mast in das typische Produktportfolio von Technikverleihern für Film- und Tontechnik fällt, kann für ein einmaliges Shooting also auch geliehen werden, vermutlich sogar zu einem verträglichem Preis. Zumindest verleiht die Firma Ambient Recording den Mast selbst nach Angaben eines Mitglieds in der Panorama Community für 5€ pro Tag.

König & Meyer

Eine deutlich günstigere Tonangel gibt es von der Firma K&M, die noch dazu mit 0,8 kg sehr leicht ist. Die Tragkraft wird mit 0,5 kg angegeben, da ist allerdings die Frage, ob damit nicht vor allem horizontal gemeint ist, so werden Tonangel ja schließlich genutzt. Gerade für sehr leichte Panorama-Setups z.B. mit einer Sony NEX könnte diese Tonangel interessant sein, weil wie bei der Tonangel von Ambient schon ein Gewinde vorhanden ist und kein Umbau mehr nötig ist. Der Hersteller gibt einen UVP von 123€ an, allerdings findet sich die Mikrofonangel überall im Netz für 95€. Damit liegt sie mit den günstigen Antennenmasten auf Augenhöhe, wenn man den Aufwand für den Endstopfen mit Gewinde einbezieht, ist sie sogar günstiger. Mir fehlen hier aber leider jegliche Erfahrungswerte. Ich kenne leider keinen Fotografen, der diese Tonangel tatsächlich im Einsatz hat. Ich würde mich aber sehr freuen, wenn jemand Erfahrungswerte zu diesem Produkt beisteuern könnte.

  • König & Meyer 23770 Mikrofonangel
  • Länge: 4,60 m mit 4 Elementen
  • Transportlänge: 1,20 m
  • Gewicht: 0,8 kg
  • Preis: 95€ (UVP: 123,60€)
  • Website: http://www.k-m.de

Bilder © KÖNIG & MEYER GmbH & Co. KG mit freundlicher Genehmigung

2. Selbstbaulösungen

Der Klassiker – das Gardena Hochstativ

Bei der Suche nach einer geeigneten Selbstbaulösung stößt man auch immer wieder auf die Firma Gardena. Hier ist wohl die meiste Bastelarbeit gefragt, dafür geht es kaum noch günstiger. Eine schöne Anleitung findet man auf der Website von Klaus Hilsenbeck (http://www.panocanarias.com/pt/gardena/gardena.html), der das Gardena-Sativ im praktischen Einsatz hat. Die Transportlänge von über 2 m ist definitiv ein großer Minuspunkt, außerdem sollte man sich gut überlegen, ob sich die 40€ wirklich lohnen, zumal man noch ein Werkzeug für etwa 10€ dazu kaufen muss, um ein entsprechendes Gegenstück für die Gardena-Kupplund am Kopf zu haben. Wenn man das Teil nicht gerade im Schuppen liegen und übrig hat, bekommt man für ein wenig mehr Geld schon einen der 10 m langen Glasfasermasten (siehe unten) und befindet sich Qualitativ gleich schon in einer ganze anderen Liga.

  • Gardena 3712-20 CS
  • Länge: 3,90 m mit 2 Elementen
  • Transportlänge: 2,10 m
  • Gewicht: ???
  • Preis: ca. 40€ + 10€ für ein Aufsteckwerkzeug
  • Website: http://www.gardena.com

Surfmast

Bernd Dohrmann präsentiert auf seiner Website ein 7 m langes Hochstativ, dass er aus einem Surfmast gebaut hat. Surfmasten als Grundlage für ein Hochstativ zu verwenden ist mir schon an einigen Stellen im Netz begegnet, wer es ursprünglich erfunden hat, kann ich nicht sagen. In jedem Fall ist das größte Manko hier wohl das Transportmaß. Außerdem müssen die Teile wohl immer zusammengesteckt werden, von einem Teleskop-Surfmast habe ich noch nie gehört. Auch wenn diese Lösung sehr billig ist und dafür schon ziemlich hoch geht, werden sich wohl die wenigsten so ein Koloss antun wollen, die Stabilität dürfte aber so ziemlich alle hier genannten Alternativen übersteigen. Dass diese Lösung technisch sauber funktioniert, davon zeugen die Panoramen die Bernd Dohrmann auf seiner Website gleich dazu liefert: http://www.360bilder.de/hochstativ.html

Bilder © Bernd Dohrmann (www.360Bilder.de)

3. Hybridlösungen

Die folgenden Masten nenne ich mal Hybridlösungen. Hier wird nicht versucht, ein Hochstativ aus Materialien zu bauen, die man gerade zufällig im Schuppen liegen hat oder die fast nichts kosten. Die Bereitschaft etwas Geld in die Hand zu nehmen ist da, ohne dass es gleich 500€ werden müssen. Dafür erwartet man trotzdem qualitativ ganz oben mitzumischen.

Spieth

Der Glasfasermast der Schweizer Firma Spieth ist eigentlich als Antenne für Amateurfunker gedacht. Allerdings wird er schon seit Jahren von Panoramafotografen als Hochstativ genutzt, was als Verwendungszweck mittlerweile auf der Website der Firma Spieth auch aufgeführt wird. Der Spieth kommt nicht als fertiges Hochstativ, sondern muss noch umgebaut werden. Außerdem verjüngt er sich sehr stark zur Spitze hin und kann daher nicht in der vollen Länge genutzt werden, 5 – 6 m sind hier wohl das Maximum.

  • Spieth Fiberglasmast 10 m
  • Länge: 10 m mit 10 Elementen
  • Transportlänge: 1,15 m
  • Gewicht: 1,5 kg
  • Preis: 81€
  • Website: http://www.spieth-mast.ch

Bilder © Klaus Bürklein / Spieth mit freundlicher Genehmigung

Der Spieth-Mast ist in der Szene zum echten Kult geworden und wird schon seit Jahren von vielen Fotografen eingesetzt. Leider habe ich vom Hersteller aktuell (05.01.2013) die schriftlich bestätigte Ausssage, dass die Herstellung dieser Masten eingestellt wurde. Es gibt wohl noch einen Bestand von 100-150 Masten mit optischen Mängeln (Kratzern o.ä.), die zu einem reduzierten Preis angeboten werden können. Anfragen dazu nimmt Klaus Bürklein gerne entgegen. Ich finde das äußerst bedauerlich, freue mich aber über diese Angebot, was für den ein oder anderen sicher interessant ist.

DX-Wire

Die Firma DX-Wire, ebenfalls im Bereich des Amateurfunks tätig, hat einen ähnlichen Mast im Angebot. Der Mast ist aber deutlich stabiler, dafür aber auch schwerer und hat eine größere Transportlänge. Der Mast ist ebenfalls „nackt“, und muss noch mit einem entsprechendem Endstopfen und Stativgewinde ausgerüstet werden, um einsatzfähig zu sein. Da die Spitze noch 18 mm Durchmesser hat, könnte man es wagen, den DX-Wire in volle Länge zu verwenden. Ich würde sicherheitshalber mal einen Meter abziehen und von etwa 9 m Höchstmaß ausgehen.

  • DX-Wire GFK Mast Extra 10m HD
  • Länge: 9,70 m mit 8 Elementen
  • Transportlänge: 1,34 m
  • Gewicht: 3,4 kg
  • Preis: 69€
  • Website: http://www.dx-wire.de

Bilder © Peter Bogner / DX-Wire mit freundlicher Genehmigung

Spiderbeam

Beim Spiderbeam handelt es sich um den dritten Antennenmast aus der Funktechnik, diesmal aber 12 m lang und damit 2 m länger als seine Kollegen. Allerdings verjüngt sich auch die Spitze vom Spiderbeam, daher können mindestens die letzten 2 m (oder eher 3 m) nicht genutzt werden. Der Spiderbeam muss ebenfalls umgebaut werden, ich habe den Mast selbst zu einem Hochstativ umgebaut und erfolgreich für Panoramen bis 9 m Höhe verwendet. Damit gehört der Spiderbeam zusammen mit dem Mast von DX-Wire wohl zu den längsten Hochstativen, die ich kenne. Höher wird man wohl nicht kommen, solange man die Stange noch mit der Hand halten will. Mit 3,3 kg nicht gerade leicht wie eine Feder, aber alleine noch gut zu beherrschen.

  • Spiderbeam HD 12
  • Länge: 12 m mit 12 Elementen
  • Transportlänge: 1,18 m
  • Gewicht: 3,3 kg
  • Preis: 79€
  • Website: http://www.spiderbeam.com

Bilder © Spiderbeam mit freundlicher Genehmigung

Bewertungskriterien

Um den für sich geeignetsten Masten zu finden, sollte man sich über die wichtigesten Kriterien klar werden, und diese will ich mal nach und nach durchgehen:

Der Preis

Hier fällt natürlich der Mast von Ambient mit über 600€ ins Auge, der Steckmast von Agno’s mit fast 500€ und das Manfrotto-Stativ mit einem Preis von 299€. Für mich als „Bastler“ kamen solche Preise nicht in Frage, weshalb ich mich auf den Rest vom Schützenfest konzentriert habe. Alle anderen Masten liegen erstaunlich nah beieinander. Selbst bei einem Gardena-Eigenbau ist man schnell bei 50€ für das Material, kauft man sich aber einen der richtig langen Glasfaser-Masten und baut diesen um, liegt man gerne noch unter 100€. Wenn man bedenkt, was man teilweise für normale Dreibein-Stative hinblättern muss, ist alles unter 100€ eigentlich richtig günstig.
Es muss bemerkt werden, dass bei den Selbstbau- und Hybridlösungen noch Kosten für die entsprechenden Anschlusstücke, Gewinde, Adapter usw. dazukommen, die man sich noch selbst anfertigen muss. Wer handwerklich begabt ist und Zugriff auf entsprechendes Material und Werkzeug hat, der wird das fast umsonst hinbekommen. Wer alles in Auftrag gibt, wird wohl noch bis zu 50€ dazurechnen können. Allerdings erreicht man selbst damit die 500€ nicht.

Die erreichbare Höhe

Auch hier gibt es wie schon gesehen große Unterschiede. Der Spiderbeam ist mit 12 m am längsten, aber der Spieth und der DX-Wire kommen mit jeweils 10 m nur knapp dahinter. Entscheidender als die Gesamtlänge der Masten ist aber die tatsächlich nutzbare Länge, und die entscheidet sich hauptsächlich aufgrund des Durchmessers an der Spitze. Alle Antennenmasten verjüngen sich nämlich bis auf wenige Millimeter und sind schon weit vor der Spitze nicht mehr sinnvoll zu gebrauchen. Der Spieth-Mast hat selbst ohne das letzte Element nur einen Durchmesser von 5 mm an der Spitze, darauf bekommt man keine Kamera zum Halten. Daher wird der Spieth meistens bis 5 m, maximal bis 6 m genutzt. Beim Spiderbeam und DX-Wire sieht das anders aus, beide verjüngen sich deutlich weniger, sind dadurch steifer und können bis zu einer größeren Höhe genutzt werden. Der Mast von Spiderbeam hat am Ende des 9. Elementes (also in 9m Höhe) noch einen Durchmesser von 22 mm, der DX-Wire in 10m Höhe (also ohne Elemente zu entfernen) 18 mm.

Man kann sagen, dass die fertigen Masten (z.B. Manfrotto und Ambient) eigentlich immer so genutzt werden können, wie sie angeboten werden und gerade bei den Antennen immer mehrere Meter abgezogen werden müssen.

Ich versuche mich mal an einer kurzen Zusammenfassung, bis zu welcher Höhe man die Masten etwa nutzen kann. Ich bitte um Nachsicht, falls jemand mit dieser Übersicht nicht einverstanden ist, sie basiert auf persönlichen Erfahrungen und den Berichten von anderen Fotografen aus der Panorama Community. Vielleicht kann man den Spieth-Mast auch auf 7 m verwenden, das höchste, von dem ich in der Community gehört habe, waren aber 6 m. Dunkelgrün heißt hier so viel wie „problemlos“, hellgrün dann etwa „machbar, aber wackelig“ und gelb „nur bei Windstille und wenn man sich traut“. Der Mast soll auch in voller Höhe nicht wackeln, die hellgrünen Felder stehen daher nur für die Verlängerung, die man sich kaufen müsste um über die 5 m hinaus zu kommen. Das gleiche gilt für den Surfmast.

hoehenvergleich3

Die Transportfähigkeit

Diesen Punkt habe ich ehrlich gesagt beim Kauf etwas unterschätzt. Da kommt zum einen das Gewicht und zum anderen die Transportlänge ins Spiel. Man sollte sich gut überlegen, wohin man den Mast später schleppen muss, bzw. wie man ihn transportiert. Die unterschiedliche Transportlänge von DX-Wire und Spiderbeam habe ich vor dem Kauf als belanglos abgestempelt, aber die etwa 15 cm sind schon noch eine ganze Menge. Der Spiderbeam geht zusammengeschoben gerade noch quer ins Auto, dazu sollte man aber schon nicht das kleinste Modell fahren. Die 1,30 m des DX-Wire bekommt man normalerweise weder quer in den Kofferraum noch quer auf die Rückbank, das kann ganz schön nerven. Die größten Transportlängen haben der Ambient-Pole (1,54 m), der Gardena-Selbstbau (2,10 m), Manfrotto (1,73 m) und der Agno’s Steckmast (1,50 m). Obwohl ich den Wert nicht genau kenne, wird der Surfmast von Bernd Dohrmann die 2 m ebenfalls übersteigen. Diese Poles müssen wohl immer irgendwo zwischen die Sitze geschoben werden, es sei denn, man hat eine Skibox oder fährt einen Transit, dann muss man sich vielleicht keine Gedanken über dieses Thema machen.

Und dann noch das Gewicht. Masten im Gewichtsbereich über 3 kg sind auf jeden Fall nichts, was man mal eben mit auf den Osterspaziergang nimmt, das habe ich nun gemerkt. Ganz allgemein wirken die Masten auf den Fotos immer viel harmloser als wenn man so einen „Prügel“ dann das erste mal in der Hand hält. Wer es vor allem leicht haben möchte, sollte zum Agno’s Teleskopmast, Spieth und Ambient tendieren, außerdem klingt die K&M Tonangel für ein sehr leichtes Setup interessant. Wer mit dem Auto kommt und hoch hinaus will, ist mit Spiderbeam, DX-Wire oder Manfrotto gut beraten. Der letzte ist mit 10 kg ein echter Brocken, einmal aufgebaut hat man aber die Hände frei, diese Möglichkeit bietet sonst kein anderer Mast.

In diesem Zusammenhang kann noch ein anderer Mast der Firma DX-Wire erwähnt werden, und zwar der 10 m GFK Mast „Mini“. Dieser hat eine sehr kurze Transportlänge von nur 67 cm und ist bei einem Gewicht von 1,3 kg auch noch erstaunlich leicht. Von der Gesamtlänge von 10 m muss sicherlich einiges weggenommen werden, wenn der Mast aber in 5 m Höhe genutzt werden könnte, wäre er günstiger als alle anderen Alternativen, hätte das kleinste Transportmaß und wäre zudem so leicht wie der Ambient. Das Gewicht des 5 m langen Mastes kann ich zwar nur schätzen, aber das sollte ja schon in Richtung 1 kg gehen, wenn man gut die Hälfte der Elemente entfernt. Aufrgund der Bildern auf der Website von DX-Wire habe ich geschätzt, dass der Mini in 5-6 m Höhe einen Durchmesser von etwa 20 mm haben müsste. Wie es aber nun mit der Steifigkeit aussieht, dafür bräuchte ich mal einen Testbericht, hier spielt vor allem die Wandstärke eine Rolle, die vermutlich sehr gering ausfällt.

  • DX-Wire GFK Mast Extra 10m Mini
  • Länge: 9,70 m mit 17 Elementen
  • Transportlänge: 0,67 m
  • Gewicht: 1,3 kg
  • Preis: 55€
  • Website: http://www.dx-wire.de

Fazit

Und welcher Mast soll es jetzt sein? Diese Frage hängt nun stark von den Individuellen Ansprüchen ab. Wer weder Lust, noch Zeit, noch genug Erfahrung oder Möglichkeit zum Basteln hat, der sollte zum Ambient Pole greifen. Da legt man eine ordentliche Stange Geld auf den Tisch, bekommt dafür aber mit dem QP4140 eine sehr leichtige, steife und vor allem sofort einsatzbereite Lösung um Panos in 5 m Höhe zu schießen. Zusammen mit der Verlängerung QP 120 geht es dann auf fast 7 m rauf. Der Agno’s Teleskopmast bietet immer noch ganz gute Werte und ist die günstigste Fertiglösung, wenn man auf ein paar Meter verzichten kann.

Wer auf die maximale Höhe will, dem würde ich zum Mast von DX-Wire oder Spiderbeam raten. Von den technischen Daten tun sich die beiden nicht viel, der DX-Wire hat oben etwas größere Durchmesser, der Spiderbeam hat dafür etwas größere Wandstärken. Der DX-Wire ist mit 69€ genau 10€ günstiger als der Spiderbeam. Allerdings ist der DX-Wire lichtgrau und der Spiderbeam kommt in glänzendem schwarz, in der Werbung würde man wohl „Klavierlackoptik“ sagen… Ich gebe zu, dass dieser Punkt für mich den Ausschlag gegeben hat, den Spiderbeam zu kaufen. Das Lichtgrau hat den Sinn, dass sich der Mast nicht zu stark erwärmt, wenn er in der Sonne steht. Was bei der Verwendung als Antennenmast sinnvoll sein kann, interessiert uns Panoramafotografen eher nicht, dafür steht der Mast gar nicht lange genug in der Sonne. Daher bekommt der DX-Wire in der Optik leiche Abzüge, da mag die Idee noch so gut sein.

Auch wenn man gar nicht vor hat auf 8 oder 9 m zu gehen, können sich Spiderbeam und DX-Wire lohnen. Immerhin sind sie auch bei einer Länge von 5 m steifer als der Mast von Spieth, und im Vergleich zu Ambient, Manfrotto und Co. sehr günstig zu haben. Bei einer „Frickellösung“ mit Haushaltsmitteln spart man meistens nicht genug, dass es sich lohnen würde, diese Masten preislich noch zu unterbieten. Ich habe im Vorfeld auch nach Angelruten, Gartengeräten anderer Hersteller, Teleskop-Putzstangen und Ähnlichem gesucht, aber diese Produkte sind entweder deutlich kürzer, weniger stabil oder einfach nicht günstiger als z.B. der Spiderbeam zu haben. Davon kann ich eigentlich nur abraten, wenn man erstmal Blut gelekt hat, wird man sich sonst wenige Zeit später schon wieder den nächsten Mast bauen.

Verschlussstopfen Spiderbeam
Verschlussstopfen Spiderbeam

Ein Manko am Spiderbeam sei noch erwähnt, und zwar sind es die Verschlussstopfen. Während Spieth und DX-Wire auf außen verklebte Gewinde setzen, auf die ein Deckel aufgeschraubt werden kann (wie bei Angelruten üblich) gibt es bei Spiderbeam nur zwei lieblose Gummistopfen, oben und unten wohlgemerkt der gleiche. Diese Gummideckel halten aber nicht einmal gut genug, um das Gewicht der Rohre selbst zu tragen, dass heißt, hebt man den Spiderbeam mal mit Schwung an, geht der Deckel unten auf und das komplette Innenleben fällt einem auf die Füße. Das mag sich jetzt vielleicht lächerlich anhören, kann einem aber ganz schön auf die Nerven gehen. Schade, weil die paar Cent Differenz einen riesen Unterschied gemacht hätten. Zumindest unten hätte ich einen ordentlichen Deckel erwartet. Ich habe dieses Problem schon an den Hersteller gemeldet und hoffe, dass hier evtl. noch nachträglich eine Lösung zur Verfügung gestellt wird. Wenn nicht, werde ich selbst versuchen eine zu entwerfen.

Weitere Möglichkeiten

Neben den genannten Masten kursieren auch noch andere Vorschläge durch die Foren. Meist fehlen hier aber Erfahrungswerte und ich kann nicht mehr zu den Produkten sagen, als das, was auf der Website der Hersteller steht. Wenn mir noch was einfällt, versuche ich weitere Lösungen hier zu sammeln. Gerne nehme ich auch Vorschläge per Mail oder Kommentar entgegen.

Wer noch weiter hinauf will, für den gibts für 3000€ übrigens auch Systeme, die 15 m und mehr erreichen. Aber da lohnt auch irgendwann wieder der Anfangs erwähnte ferngesteuerte Helikopter. Für einzelne Fotos vielleicht weniger, bei Panoramen würde ich für das Geld definitiv einen Helikopter einsetzen.

Credits

Einige der Informationen habe ich nur durch sehr detaillierte Beiträge von Cornelius Scriba (roterfels) in der Panorama Community erhalten. Ich bin ihm für seine Mühe sehr dankbar, ohne ihn hätte ich im Vorfeld keine so fundierte Kaufentscheidung treffen können. Profil von roterfels in der Panorama Community, Website: http://www.cornelius-scriba.de

4 Kommentare

  1. Das in deinem Artikel beschriebene Manfrotto ist die Lichtversion mit Spigot-Anschluß. Die Fotovariante ist das 269 HDB-3U und wird normalerweise mit einem höheren Preis gehandelt.

  2. Kleiner Hinweis auf unseren MonoPod:

    http://pt4pano.com/de/products/monopod

    Transportlänge unter 1,20m
    Auszuglänge 4,10m
    Gewicht: 1,6 kg

    3/8″-Fotogewinde oben und unten M10

    Bei der Entwicklung achteten wir auf maximale Kolinearität. So ist es kein Problem, Cliffhanger auch mit einer schweren Kamera wie der Nikon D3 zu machen. Selbstverständlich sind die einzelnen Carbonrohre gegen Herausfallen gesichert.

  3. Vielen Dank für die Hinweise, in der Panorama Community ist ja auch schon hilfreiches Feedback gekommen. Ich denke, ich werde die Infos in dem Artikel dann bald noch entsprechend anpassen.

  4. Jörg Jörg

    Ich habe noch nie solche Panoramen gemacht, werde ich aber in Zukunft vielleicht mal ausprobieren. Danke für den Blog. Ich habe allerdings auch den Mast von Spiderbeam. Dem Verlieren der Kappen beuge ich mit einem einfachen Kabelbinder um die geriffelte Aussenseite vor. So sitzt die Kappe ausreichend stramm. Solange sich der Kabelbinder nicht verstellt kann man die Kappe damit auch einfach abnehmen und wieder drauf stecken.
    Grüße aus der Kullenhofstraße.

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